
Sicherheit im BDSM
Wenn Sicherheit und Spaß sich streiten
Wer glaubt, BDSM sei ein wildes Durcheinander aus Peitschen, Lack und Leder,
der irrt gewaltig – und würde vermutlich schon beim ersten Versuch an der
eigenen Unwissenheit scheitern. Tatsächlich gibt es in der Szene mehr
Sicherheitsregeln und Konventionen als in mancher deutschen Behörde
(und das will was heißen).
Damit das Spiel nicht plötzlich zum Abenteuerurlaub in der Notaufnahme wird,
halten wir uns an ein paar Grundregeln. Schließlich möchten wir, dass alle
Beteiligten genau das erleben, was sie wollen – und nicht das, was danach im
Unfallbericht steht.
Das Schöne (und manchmal auch herausfordernde) am BDSM: Alle steigen
freiwillig in dieses Machtkarussell ein. Der Sub (auch liebevoll Bottom genannt)
gibt einen Teil seiner Autonomie ab und überlässt das Steuer dem Dom (oder Top).
Und – Überraschung! – beide haben was davon. Wer hätte gedacht, dass Macht
abgeben genauso viel Spaß machen kann wie sie zu übernehmen?
Reden ist Gold – vor allem, bevor’s losgeht. Bevor man sich kopfüber ins Vergnügen
stürzt, wird erstmal geredet. Und zwar nicht zu knapp! Wünsche, Tabus, geheime
Sehnsüchte – alles kommt auf den Tisch. Das ist nicht nur höflich, sondern auch
ziemlich clever. Schließlich will niemand mitten in der Session merken, dass der
Partner allergisch auf Latex ist oder bei der Erwähnung von Fußfesseln
Schnappatmung bekommt.
Und dann das berühmte Safeword: Das ist der rote Knopf, der alles stoppt,
wenn’s zu viel wird – quasi der Not-Aus-Schalter für Lust und Schmerz.
Wer’s besonders fancy mag, nimmt den Ampelcode. Und für alle, die beim
Spielen die Sprache verlieren (passiert öfter, als man denkt): Handzeichen u
und Augenkontakt sind Pflicht!
Wissen ist sexy (und manchmal überlebenswichtig). BDSM ist wie ein
Überraschungsei: Man weiß nie, was drin ist. Deshalb lohnt es sich, ein bisschen
Anatomie, Physik und Psychologie zu pauken. Wer weiß, wo Nerven und Gefäße
verlaufen, hat langfristig mehr Spaß – und weniger Ärger mit blauen Flecken
oder Taubheitsgefühlen.
Peitschen, Gerten, Seile – all das will gelernt sein. Wer glaubt, er könne mit dem
neuen Spielzeug einfach draufloshauen, wird schnell feststellen: Übung macht den
Meister – und verhindert, dass die Session mit einem „Aua!“ oder gar im
Krankenhaus endet.
Manchmal kann das Ganze emotional ganz schön intensiv werden. Deshalb gilt:
Immer ein Auge auf den Bottom haben und notfalls auch mal die Session abbrechen.
Wir sind hier schließlich nicht im Actionfilm, sondern beim gemeinsamen Spaß.
Und was ist jetzt mit Sex?
Ja, Sex kann passieren – muss aber nicht. Wie immer gilt: Alles kann, nichts muss.
Und wenn’s doch passiert, dann bitte, weil alle es wollen und nicht, weil’s im Drehbuch
oder es in einem Vertrag steht.
Meine zwei goldenen Regeln:
-
Reden, reden, reden. Vor, nach und manchmal sogar während der Session.
Besonders, wenn neues Spielzeug im Spiel ist – schließlich will niemand von
einer Überraschung aus dem Konzept gebracht werden. -
Weiterbilden! Ob durch Artikel, Bücher oder Gespräche mit anderen Wissen
ist Macht. Und wer auf die Idee kommt, Nadeln oder Branding nach YouTube
Anleitung zu probieren, sollte vielleicht nochmal einen Gang zurückschalten.
Also keine Panik: Lieber langsam rantasten als mit Vollgas ins Chaos rasen.
Niemand will mit einer peinlichen Story und Gipsarm aus dem Abenteuer hervorgehen.
In diesem Sinne: Bleibt neugierig, bleibt vorsichtig – und habt jede Menge Spaß
beim Entdecken eurer eigenen BDSM-Welt!