Bestimmt nicht Dumm.

Warum Rechtschreibfehler kein Maßstab für einen Menschen sind.

Für mich persönlich ist dieses Thema von großer Bedeutung. In der vielseitigen
Welt des BDSM begegnen mir immer wieder Menschen, die eine strenge Haltung
zur Rechtschreibung einnehmen. Um es ganz klar zu sagen: Ja, ich bin Legastheniker.
Ich habe Schwierigkeiten mit Rechtschreibung, Grammatik, Satzzeichen und
manchmal auch mit einzelnen Wörtern. Das stört mich nicht, und deshalb schreibe
ich oft frei und spontan, so wie es mir möglich ist. Ich lese und schreibe viel,
dennoch haften die Buchstaben nicht immer so, wie sie sollten.

Trotzdem gebe ich immer mein Bestes und wenn das nicht ausreicht, dann muss
ich das akzeptieren. Was mich jedoch wirklich enttäuscht, ist die oft intolerante
Haltung, die ich auf vielen Plattformen erlebe. Gerade diejenigen, die sich als
besonders streng mit Rechtschreibung geben, neigen dazu, andere dafür zu
kritisieren oder sogar zu trollen und dabei selbst nicht besser zu schreiben.
Solches Verhalten ist für mich schwer nachzuvollziehen.

Oft werde ich aufgrund meiner Rechtschreibschwäche behandelt, als würde ich
geistig behindert sein. Das ist verletzend und überzogen. Es erscheint mir auch
widersprüchlich, wenn gerade innerhalb der BDSM-Community oft von Toleranz
und Akzeptanz gesprochen wird, diese Werte aber in Bezug auf Rechtschreibung
so konsequent nicht gelebt werden. Gruppen, die für gesellschaftliche Akzeptanz
kämpfen, seien es Schwule, Lesben oder Transsexuelle, erleben oft eine viel
größere Offenheit als in diesem speziellen Umgang miteinander.

Dass ich aufgrund meiner Fehler als „dumm“ oder gar „Dulli“ abgestempelt werde,
empfinde ich als sehr traurig. Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass ich fünf
Ausbildungen abgeschlossen habe und aktuell meine sechste Ausbildung plane.
Ich habe studiert, eine eigene Werbeagentur geführt und von 2015 bis 2017 das
fünftgrößte BDSM-Magazin in Deutschland herausgegeben, mit rund 160.000
Leserinnen und Lesern pro Jahr. Zudem habe ich zwei Filme gedreht und acht
Bücher geschrieben. Wenn das „dumm“ sein soll, weil ich Schwierigkeiten mit
dem Buchstaben „e“ habe, dann kann ich nur sagen: Einige Ansichten sind
wirklich engstirnig.

Mir liegt viel daran, dass Menschen im BDSM und darüber hinaus respektvoll
und verständnisvoll miteinander umgehen, auch wenn es einmal hakt bei der
Rechtschreibung. Denn am Ende zählt das, was wir sagen und wie wir
miteinanderumgehen, weit mehr als ein perfekt geschriebener Text.


 


Ich erwarte längst nicht mehr viel, denn ich lebe schon mein ganzes Leben mit dieser
Herausforderung und ich werde sie wohl auch weiterhin tragen müssen. Viele Jobs,
die ich wirklich gerne gemacht hätte, bekam ich nicht, weil man fälschlicherweise
dachte, ich sei „dumm“. Auch einen Verlag für meine Bücher zu finden, war ein
langer Weg voller Enttäuschungen. Obwohl ich meiner Meinung nach gut schreibe,
entspricht mein Stil einfach nicht den Erwartungen der Verlage. Über 300 Absagen
habe ich erhalten. Deshalb habe ich mich entschieden, meine Bücher nun selbst zu
verlegen, bald werden sie in meinem Shop zu finden sein.

Trotz all dem gebe ich nicht auf. Ich arbeite ständig daran, mich zu verbessern,
hinterfrage mich immer wieder und lerne aus meinen Fehlern, etwas, das viele von
sich wohl nicht behaupten können.

Vielleicht bekomme ich jetzt endlich mal E-Mails mit konstruktivem Feedback, ohne
Beleidigungen, die sich auf meine Rechtschreibung beziehen. Denn das nervt mich
wirklich sehr.

Ein Zitat, das mich oft begleitet und hier gut passt, stammt von Charlie Chaplin:
„Ein Arsch kannst du anmalen, wie du willst,
er bleibt dennoch ein Arsch.“

Deshalb mein Appell: Seid keine Arschlöcher und verurteilt Menschen nicht allein danach,
wie sie schreiben. Denn daran lässt sich nichts über den wahren Menschen erkennen.
In diesem Sinne.

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