Borderline im BDSM

Schwarz und Weiß oder am Ende doch einfach nur Grau?

Dieser Artikel, den ihr in den nachfolgenden Zeilen lesen werdet, dient nicht
der Stigmatisierung ebenso möchte ich mich davon distanzieren in irgendeiner
Form, psychologische und sonstige Einschätzungen hier abzugeben. Betroffene
sollten aufgrund von einer möglichen Trigger-Warnung meinerseits diesen
Artikel nicht weiter lesen.

Zuerst einmal, ich selber bin Borderliner. Ja, denke in Schwarz und Weiß.
Wenn ich Hasse, dann Hasse ich, wenn ich liebe dann liebe ich und das
aus tiefstem Herzen. Dazu später mehr.

Was ist denn Borderline überhaupt?
Das Borderline-Syndrom ist eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung,
gekennzeichnet von Impulsivität und Instabilität. Es ist die Unfähigkeit, innere
gefühlsmäßige Zustände zu kontrollieren grob und einfach von mir formuliert.
Ebenso muss man Borderliner in zwei Gruppen unterscheiden.

1.Den Introvertierten Borderliner, das sind die Menschen die sich selber
Schneiden, ritzen oder sich mit anderen Dingen Schaden zufügen. Das
machen sie manchmal bewusst, aber auch oft unbewusste. Durch den
Schmerz kann der Introvertierte Borderliner sich selber wieder spüren
und oder so manch ein Problem verarbeiten.

2.Der extrovertierte Borderliner ist der, der gerne andere Menschen verletzt.
Ihnen Schmerz zufügt und sich dadurch besser fühlt und dadurch sich selber
spürt und so manches Problem verarbeiten kann. Aber auch in dem Moment
wo er das tut einen anderen zu verletzen dies meisten unbewusst aus dem
Schwarz weiß denken herausmacht.

Beide Borderliner handeln impulsiv und manchmal sehen sie den Wald vor
lauter Bäumen nicht, wodurch sie meist keine andere Wahl haben, so zu
handeln, wie sie nun mal handeln. Ja es gibt noch viele Diagnostiken
und auch sicher die ein oder andere psychologische Feldstudie, wo
weitere Borderliner in bestimmte Gruppen eingeordnet werden.
Damit kenne ich mich nicht aus und das würde diesen Artikel einfach sprengen.

Das Bundesamt für Statistik hat im Jahr 1990 eine Befragung von 10.000 Personen
durchgeführt. Jeder 3 Befragte glaubt das jeder 2 der BDSM auslebt und erlebt
eine psychische Störung hat. Auf die Frage, welche psychische Störung es den
sein könnte, wurde immer wieder auf den Borderliner hingewiesen. Wenn man
mit Außenstehende spricht die BDSM nur aus hören Sagen kennen und mit
gefährlichem Halbwissen hantieren ist für die der Fall größtenteils klar. Wir
Borderliner haben einen an der Klatsche, was sich leider auch widerspiegelt
in der Tatsache, dass es dafür eine ICD-Index-Nummer F60.31 gibt.

PS:
diesen ICD-INDEX gibt es auch als psychische Störung für BDSM.

ICD-10, wenn es nun interessiert. Also wer jetzt kein Borderliner ist, hat laut
ICD-10 auch einen an der Klatsche. Willkommen im Club.

Was hat das den nun mit BDSM zu tun?
Viele BDSM´ler sind Borderliner, mag ja sein. Ist das jetzt gut oder schlecht?

Ich denke nicht, denn es tummeln sich ebenso viele Narzissten und teilweise
wirklich abartig gestörte Persönlichkeiten in der Welt des BDSM herum.
Jeder von uns kennt mittlerweile mindestens ein Beispiel solch einer
abgründigen Welt, was jetzt auch nicht Thema hier ist. Daher mal zurück,
zum eigentlichen Kern.

Spannend wird es, wenn ein Introvertierter auf einen Extrovertierten Borderliner
stößt. Denn der eine brauch den Schmerz, um von der Instabilität in die Stabilität
zu gelangen. Wobei ja der andere seinem gegenüber Schmerzen zufügt, um
ebenfalls die Instabilität in die Stabilität zu wandeln. Beide haben dadurch, weil
sie sich ja ergänzen, die gemeinsame Stabilität, was sich meist dadurch auszeichnet
dass solche Beziehung zu einem gewissen Maß an Extremität führen kann.
Muss nicht, es kann dazu führen.

Dennoch ist es so, dass beide durch die Ergänzung dieser Symbiose ihre Gefühlswelt
besser kontrollieren können. Was sich oft dadurch widerspiegelt, dass diese Art von
Verbindung zwar heftig ist, aber sehr tief gehen kann. Nicht nur das beide aufgrund
ihres Borderline-Syndroms sich ergänzen, viel mehr ist dort dann auch die
Sicherheit und das Vertrauen sehr hoch angesiedelt. Manches verbindet halt…..
Was nun nicht heißt, dass dies eine bessere oder schlechtere Beziehung innerhalb
des BDSM ist oder sein kann.

Viele Borderliner sind zur sozialen Interaktion nur schwer fähig. Was sich dadurch
widerspiegelt das sie jemanden an sich heranziehen aber auch wieder abstoßen.
Schwarz weiß halt… Es gibt leider keine Grauzone…was es oftmals sicher für den
ein oder anderen, außenstehende sehr schwer macht diese Mechanismen zu
verstehen und oder nachzuvollziehen. Es kann sicher sehr spannend und
aufregend sein BDSM mit besagter Personengruppe zu haben. Das Problem ist
da aber nicht die Session oder was dabei passiert, sondern was danach passiert.
Denn oftmals, wenn der Moment der (ich sage es mal so) Erfüllung vorüber ist
fallen oftmals beide in ein gewisses Loch in dem sich beide bewusst oder sogar
unterbewusst schuldig fühlen. Schuldig diesen Kreislauf, in dem sie sich bewegen
nur für einen Moment ausbrechen zu können.

Nicht jeder Borderliner möchte sich oder jemand anderen verletzen, ganz im
Gegenteil. Viele fühlen sich schon schlecht allein bei dem Gedanken bzw.
wenn es dazu gekommen ist. Was definitiv für einen Borderliner spricht, ist
die Tatsache das, wenn dieser dich liebt das auch tut.  Egal was is, diese Liebe
ist sehr, sehr tief aufgrund dieser Tatsache tut ein Borderliner für Freunde oder
für die Menschen, die diese Person liebt fast alles und ist sehr loyal.
Dennoch kann solch eine BDSM Beziehung eine Achterbahnfahrt sein.
Mit vielen Höhen und ebenso vielen Tiefs, eines kann ich aber sagen es wird,
nie langweilig. Denn einige der kreativsten Köpfe waren Borderliner….daher
ist so manch eine Session sicher spannend und sehr aufregend.

Was mache ich den, wenn mein Partner/in Borderliner ist?
Das was man so oder so macht, reden und noch mehr reden. Ja, es kann

anstrengend sein. Weil viele Selbstzweifel auf dem Weg liegen. Aber oftmals,
haben auch Subs/ Sklaven /Doms und Dominas auch zweifle und wodurch
werden die aus der Welt geschafft? Mit reden aber auch gemeinsamer
Wertschätzung des anderen, man gibt sich das Gefühl von Sicherheit.

Ich zweifle oft daran, ob ich was Wert bin als Mensch, als Vater, für die
Gesellschaft, denn meine soziale Interaktion beschränkt sich oftmals, weil
ich das Gefühl habe nichts wert zu sein auf das wesentliche oder eben
auf das Internet. Obwohl ich oftmals mich ebenso danach sehne, jemanden
an der Seite zu haben so, frage ich mich dann, weil ich zweifle, wieso ich,
warum denn ich bin doch so kaputt, suche den berühmten Harken. Damit
ich sagen kann, habe es doch gewusst. Dennoch in den Momenten, in denen
ich die Kontrolle habe über das Geschehen einer Beziehung und diese
Augenscheinlich lenken kann, merke ich wie ich selber loslassen kann und
darin meine Erfüllung finde. Ich bin sicher nicht der leichteste Charakter
aber wenn eine Frau weiß wie sie mich Händeln kann dann lege ich ihr die
Sterne zu Füßen und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich weiß, Borderliner sind schwierige Charakter, aber es ist wie im BDSM
mit der Zeit und mit viel reden kann man gemeinsam vieles erleben und
ausleben. Denn wer einmal hinter die Kulissen geschaut hat, möchte
einfach mehr und so manches Mal hat man etwas gefunden, was man
im Vorfelde nicht gedacht hat.

In diesem Sinne.

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