
BDSM im Mittelalter
Wurde im Mittelalter schon BDSM ausgelebt?
Diese Frage ist wohl der davor gestellten Frage geschuldet.
Hier der Artikel dazu. Na ja, aber interessant ist es ja denoch.
Hier meine Antwort für euch..
Von Minnesängern, Bußritualen und der Erfindung der Schandgeige.
Wer glaubt, das Mittelalter sei nur ein finsteres Zeitalter voller Pest, Prüderie und Pranger
gewesen, der hat vermutlich noch nie einen Minnesänger bei der Arbeit beobachtet oder
sich gefragt, warum die Schandgeige eigentlich so beliebt war. Denn hinter all dem Weihrauch
und den Bußpredigten verbarg sich eine Welt, in der Dominanz, Unterwerfung und ein bisschen
„Aua“ keineswegs nur im Beichtstuhl Thema waren.
Die höfische Liebe – Wenn Ritter devot werden
Im Mittelalter war die Liebe ein echtes Kunststück: Unerreichbare Damen wurden von tapferen
Rittern angebetet, als hätten sie das einzige Halsband im ganzen Königreich. Die „höfische Liebe“
war ein Spiel aus Dominanz und Unterwerfung, allerdings mit umgekehrten Rollen:
Der Ritter kroch zu Kreuze, die Dame diktierte die Regeln – und wehe, der Knappe brachte die
falschen Blumen! Erotik wurde in poetische Sprache verpackt, aber zwischen den Zeilen knisterte
es oftmals gewaltig.
Bußrituale und die Kunst der Selbstgeißelung
Wer im Mittelalter sündigte (also quasi jeder, der Spaß hatte), durfte sich auf eine ganz besondere
Form von „Aftercare“ freuen: die Selbstgeißelung. Flagellanten zogen mit Peitschen durch die
Straßen und hauten sich öffentlich auf den Rücken – angeblich zur Reinigung der Seele,
aber vermutlich auch, weil sie insgeheim ein Faible für Spanking hatten. Die Kirche fand’s super:
Endlich eine Methode, bei der Schmerz und Lust so schön verschwimmen.
Der Pranger, die Schandgeige und andere „Spielzeuge“
Statt moderner Bondage-Bänke gab es im Mittelalter den Pranger und die Schandgeige,
öffentlich, effektiv und garantiert mit Publikum. Wer nicht hören wollte, musste fühlen:
Die Schandgeige war schnell angelegt und sorgte für eine sehr spezielle Form von
„Social Bondage“. Heute würde man sagen: „Public Play“ mit hohem Demütigungsfaktor,
damals war es eher weniger freiwillig, aber die Mechanik war schon erstaunlich nah dran
am modernen BDSM. Viele Möbel, Toys und Masken, die wir in der heutigen Zeit im BDSM
nutzen, gab es schon im Mittelalter. Einige Toys im Überblicke findet ihr hier.
Geheime Fantasien und offene Tabus
Trotz aller kirchlichen Strenge war Sexualität im Mittelalter keineswegs ein Tabuthema.
In Bußbüchern, medizinischen Schriften und literarischen Werken wurde über alle
möglichen Praktiken gesprochen – von der „verbotenen Stellung“ bis hin zu Dildos
und Fetischen. Besonders in der Prostitution wurden viele Wünsche erfüllt, die heute
glatt als BDSM durchgehen würden. Wer also dachte, die Leute damals hätten nur im
Dunkeln und Missionarstellung Spaß gehabt, irrt gewaltig.
Fazit:
Ob Ritter, Minnesänger oder Flagellant: Das Mittelalter war voller Dominanz, Unterwerfung
und einer gehörigen Portion „Autsch“. Die Spielzeuge waren aus Holz und Eisen statt Silikon,
die Sprache war blumig und die Sessions oft öffentlich – aber die Grundprinzipien von Macht,
Lust und Hingabe sind zeitlos. Wer heute im Dungeon steht, kann sich also auf eine
jahrhundertealte Tradition berufen – und beim nächsten Mittelaltermarkt vielleicht mit ganz
neuen Augen auf die Schandgeige blicken!
Du hast auch eine Frage an mich? Dann kannst du diese ganz einfach stellen, mit diesem
Fragen-Formular… Je nach Frage kann es auch mal etwas dauern, bis ich eine Antwort habe.
Dennoch versuche ich jede Frage so fix zu beantworten wie es geht.
Ich bitte um dein/euer Verständnis. Danke