Die Geschichte des BDSM

Wie ist denn die Geschichte des BDSM?

Ich habe dazu schon einmal einen Beitrag geschrieben. Den findet ihr hier.
Dennoch hatte ich das Bedürfnis, diese Frage, die mir gestellt wurde
zu beantworten. Also hier meine Antwort.

Wer glaubt, BDSM sei eine neumodische Erfindung aus dem Internetzeitalter,
hat vermutlich auch gedacht, dass die Menschheit erst seit „50 Shades of Grey“
weiß, wie man Knoten macht. Weit gefehlt! Die Geschichte des BDSM ist so alt
wie der erste Mensch, der beim Spielen „König und Diener“ ein bisschen zu viel
Spaß hatte – und dabei aus Versehen den Stammbaum der Dominanz und
Unterwerfung gepflanzt hat.

Die Antike: Göttinnen, Götter und ganz viel Hingabe
Schon im alten Mesopotamien wurde nicht nur Getreide angebaut, sondern auch die
ersten BDSM-Rituale geerntet. Die Göttin Inanna ließ sich feiern – und zwar mit
Initiationsriten, die heute glatt als „Advanced Play“ durchgehen würden. Der König
durfte mit der Priesterin eine heilige Ehe eingehen, was nicht nur für Fruchtbarkeit,
sondern auch für ordentlich Machtspielchen sorgte. Wer also dachte, OnlyFans sei
revolutionär, kennt die alten Sumerer schlecht.

Auch im antiken Griechenland wurde nicht nur philosophiert, sondern auch gepeitscht.
Die Spartaner etwa veranstalteten das „Diamastigosis“ – ein Ritual, bei dem junge
Männer öffentlich ausgepeitscht wurden. Ob das jetzt religiöse Läuterung oder einfach
das erste öffentliche Spanking war, darüber streiten sich die Historiker. Fest steht:
Wer in Sparta lebte, hatte garantiert ein hohes Schmerz- und ein noch höheres Schamgefühl.



Mittelalter: Von höfischer Liebe und selbst geißelnden Flagellanten
Im Mittelalter wurde Erotik zum Hochleistungssport für Dichter und Ritter. Die höfische Liebe
idealisierte das Unerreichbare – und die Dame des Herzens wurde angebetet, als hätte sie
das einzige Halsband im Königreich. Wer nicht brav war, wurde mit Minnesang bestraft.
Und während die einen noch reimten, peitschten sich die anderen: Flagellanten zogen
durch die Lande und praktizierten Selbstgeißelung als Bußritual. Ob das jetzt spirituelle
Reinigung oder die erste Form von Solo-SM war, bleibt offen. Dazu habe ich einen
Ausführlichen Beitrag hier geschrieben.

Während in Europa noch an der Keuschheitsgürtel-Technologie gefeilt wurde, entwickelten
die Japaner Hojojutsu – eine Kampfkunst zur Gefangenenbindung. Daraus wurde später
Kinbaku, das erotische Bondage, bei dem es nicht nur um Seile, sondern auch um Ästhetik
und Hingabe geht. Wer heute im Baumarkt Seile kauft, kann sich also auf eine jahrhundertealte
Tradition berufen – und sollte beim Bezahlen nicht rot werden.

Mit der Aufklärung kam die Kategorisierung: Plötzlich wurde alles, was Spaß machte,
in Schubladen gesteckt – und BDSM bekam seine eigene, natürlich ganz unten im
Schrank. Im 18. Jahrhundert wurde Dominanz und Devotion erstmals als „abweichend“
beschrieben. Die Gesellschaft war empört, aber heimlich las man erotische Literatur
und träumte von der eigenen Peitsche unter dem Kopfkissen.

Was früher hinter verschlossenen Türen und mit viel Scham betrieben wurde, ist heute
Teil der Popkultur. BDSM hat sich vom dunklen Keller in die helle Öffentlichkeit bewegt
und wird inzwischen so normal diskutiert wie glutenfreies Brot. Die einst geheimen
Rituale sind jetzt Teil von Workshops, Podcasts und Netflix-Serien. Wer hätte gedacht,
dass die Menschheit für mehr Akzeptanz einfach nur ein paar Seile und ein Safeword
brauchte?

Fazit (mit viel Ironie):
BDSM ist keine Modeerscheinung, sondern ein uraltes Kulturgut – von Göttern inspiriert,
von Rittern besungen, von Samurai verknotet und von modernen Menschen endlich mit
Humor und Konsens gelebt. Wer heute also beim Anblick eines Halsbands kichert oder
beim Wort „Peitsche“ rote Ohren bekommt, ist in bester Gesellschaft – seit mehreren
Jahrtausenden! In diesem Sinne.


Du hast auch eine Frage an mich? Dann kannst du diese ganz einfach stellen, mit diesem
Fragen-Formular… Je nach Frage kann es auch mal etwas dauern, bis ich eine Antwort habe.
Dennoch versuche ich jede Frage so fix zu beantworten wie es geht.
Ich bitte um dein/euer Verständnis. Danke

Kannst auch anonym bleiben.
Hinweis:

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