
Traurig aber Wahr
Kontakte zu knüpfen, ist heute gar nicht so leicht.
Wieso schreibe ich diesen Artikel?
Nun ja, letztens wurde ich für über 10 Jahre Mitgliedschaft in der Sklavenzentrale geehrt,
eine kleine Überraschung für mich. Neugierig habe ich dann mal bei Joy nachgeschaut
und festgestellt: schon fast 17 Jahre Mitglied! Krass, oder? Da kann man ruhig mal
innehalten und sich fragen, was das eigentlich bedeutet.
Denn genau hier setzt mein kleines Gedankenexperiment an: Viele jammern in den einschlägigen
Foren, dass sie kaum Kontakte knüpfen. Liegt es daran, dass man ein Mann ist? Oder weil die
Frauen quasi aus einer Flut von Männern wählen können? Ganz ehrlich: Nein, das ist es nicht.
Das Erstaunliche ist eher, wie schwer es tatsächlich geworden ist, jemanden zu finden,
egal ob Mann, Frau oder Paar.
BDSM ist nun mal keine erklärungsbedürftige Leidenschaft, die jeder versteht, und mancher
möchte sich auch (verständlicherweise) nicht so einfach damit identifizieren. Aber nicht nur
im BDSM, auch in der „normalen“ Welt haben Single da sein und Kontaktknüpfen ihre Tücken.
Hamburg zum Beispiel hat ca. eine Million Einwohner, jeder zweite lebt allein. 500.000 Singles
Tendenz steigend. Ein bisschen beklemmend, oder?
Ich habe mich also gefragt: Wie viele echte Kontakte habe ich überhaupt über all die Jahre in
den Foren geknüpft? Überraschung: Man kann sie an einer Hand abzählen. Und die persönlichen
Treffen? Die sind noch rarer. Meist entstehen Kontakte, wenn man irgendwo aktiv wird oder
mal eine Anzeige postet. Selbst angeschrieben worden bin ich nur einmal und aus dieser
Zufallsbekanntschaft wurde meine beste Freundin.
Ganz ehrlich: Wir leben in einer Welt, die „schneller, höher, weiter“ predigt, und dann soll man
auch noch private Kontakte „benchen“, „matchen“ oder „swipen“. Nach zwölf Stunden Arbeit
war ich ehrlich gesagt oft zu platt, um mir den Rücken mit Smalltalk abzurubbeln. War für
mich damals bei der Bahn so und ja, das ist heute immer noch nicht leichter.
Aus Interesse habe ich mich mal bei Badoo angemeldet. Spoiler: Unangenehm. Denn hier
entscheidet kaum dein Wesen, deine Persönlichkeit oder dein Humor, sondern einzig und
allein dein Foto. Bist du nicht „hot“ genug, scrollt man an dir vorbei, harte Realität.
Für jemanden, der sowieso schon Probleme mit seinem Aussehen hat, ein zusätzlicher
Schlag in die Magengrube. Und diese ganzen Bilder, die bis zur Unkenntlichkeit mit
Filtern bearbeitet sind? Schade eigentlich, wenn man sich verbiegt, nur um überhaupt
gesehen zu werden. Nach 10 Minuten hatte ich genug und habe mich abgemeldet.
Denn Menschen nach ihrem Aussehen zu beurteilen, ist für mich einfach zu oberflächlich.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe ich mich dann als Frau in einige Foren
eingeloggt, nur vier Wochen. Was ich dort erlebt habe? Von der erstaunlichen Menge
an freizügigen Einladungen mal abgesehen, bekam ich im Schnitt jede vierte Mail ein
Foto… Na ja, von Körperteilen, die man im Alltag, sagen wir mal, eher nicht einfach
so präsentiert. Ernsthaft, wer macht so etwas in einem Bus oder einer Kneipe?
Das wirklich Erschreckende daran: Wer solche Nachrichten ignoriert, wird oft daraufhin
beleidigt und beschimpft. Zwei besonders extreme Beispiele habe ich sogar an die
Forenbetreiber weitergeleitet. Wenn du als Mann dich da jetzt fremdschämst, kann ich
dir nur sagen: Willkommen in der Realität.
Von zwanzig Männern, die mir geschrieben haben, war gerade mal einer halbwegs seriös
unterwegs und hat mehr als ein oberflächliches Hallo gebracht. Und kaum hält man sich
mal nicht mit der Kommunikation auf, geht’s los mit pampigen Nachrichten.
All das bringt mich zu der Erkenntnis: Stell dir mal vor du als Mann würdest, so behandelt
werden wie manch eine Frau in den Foren. Ehrlich, da würde jedem die Lust vergehen, bei
jeder Nachricht, die man so bekäme.
Also, was sagt uns das Ganze? Vielleicht, dass wir alle ein bisschen mehr Geduld, Respekt
und echten Austausch brauchen. Egal ob online oder offline. Und dass die Suche nach dem
passenden Kontakt eben doch oft mehr Mut und Humor als Optimierung des perfekten
Profilbilds verlangt. Manchmal lohnt es sich, kurz durchzuatmen, die seinen Frust
beiseitezuschieben und mit einem Augenzwinkern die verrückte Welt des „Kontaktknüpfens“
zu betrachten.
Was meinst du? 😉
Fazit:
Ach, wäre das Leben doch einfacher ohne diese wunderbaren Exemplare, die glauben,
sie seien das ultimative Geschenk für jede Dame, quasi der männliche Weihnachtsmann.
Kaum würden diese charismatischen Helden vom Himmel verschwinden, wäre der Weg
zu echten Kontakten sicher viel weniger holprig. Man könnte fast meinen, die Damen
wären dann bereit für ein nettes Gespräch ohne gleich in den Fluchtmodus zu schalten.
Und hätten all die Plattformbetreiber nur die Muse, endlich mal konsequent auf diese
„Trolls“ zu reagieren, denn Hand aufs Herz, nicht alle tun das ja, würden viele dieser
Plattformen wohl plötzlich tatsächlich besser funktionieren. Verrückt, oder?
Ich gebe zu, ich bin hier ein wenig abgeschweift, aber hey, das ist halt mein persönliches
Reality-Check-Erlebnis: Als Mann versuchst du verzweifelt, nette Kontakte zu knüpfen und
dann kommt dieser Zirkus. Die Erkenntnis? Die Chancen jemanden über solch eine Plattform
kennenzulernen stehen leider genauso verlässlich wie ein Regenschirm bei Starkregen,
den man blöderweise nie dabei hat.
Traurig? Ja. Wahr? Unbestreitbar. Aber was will man machen, außer mit einem süffisanten
Lächeln weitermachen? In diesem Sinne