
Ganz schön unfair
Ich fühle mich einfach nur erschöpft.
Seit jetzt, vier Jahren schreibe ich wieder, helfe Menschen und kläre über
BDSM auf – weil es mir wichtig ist. Doch dann kam Corona, und plötzlich
durfte ich keine Workshops mehr halten, keine Shootings machen. Leute,
die mir ihre Hilfe (in so vielen Dingen) versprochen hatten, sind einfach
verschwunden. Keine Rückmeldung, keine Antwort. Das hat mich zutiefst
verletzt und verzweifeln lassen. Ich habe mich gefragt:
Wie soll es nur weitergehen?
Ich kämpfe immer noch mit den Nachwirkungen meines Herzinfarkts.
Und als ob das nicht genug wäre, verlor ich meinen Job, weil ich
„nicht mehr 100% leistungsfähig“ bin. Das hat mir das Gefühl gegeben,
nichts mehr wert zu sein. Bin wieder in meine Depressionen abgerutscht.
Dann die Ausbildung zum Zugchef: das ständige Pendeln, die Erschöpfung,
ein Unfall am Knie und ein schwerer Lungeninfekt, der mich ins Krankenhaus
brachte. Drei Wochen krank und die Ausbildung war vorbei. Es fühlte sich an,
als würde das Leben mich immer wieder zu Boden werfen.
2024 konnte ich mich kaum um meinen Blog kümmern, zwischen Arbeit, Reha
und Ausbildung. Und als ich endlich wieder Hoffnung schöpfen wollte, erhielt
ich eine so verletzende Nachricht, dass ich alles hinschmeißen wollte. Dreißig
Jahre BDSM, jahrelange Workshops und was bekomme ich dafür?
Beleidigungen, Drohungen, Missachtung. Diese Intoleranz hat mir den Boden
unter den Füßen gänzlich weggezogen. Ich habe mich gefragt: Warum tue ich
mir das überhaupt noch an? Warum lehre ich Menschen, teile mein Wissen,
wenn mir so wenig Dankbarkeit entgegenkommt? Andere machen das ja
auch nicht.
Nur durch die vielen Gespräche mit meiner besten Freundin finde ich gerade
noch Kraft weiterzumachen, aber anders als viele sicher hier nun denken. Ich
mache nur noch das, was mir wirklich wichtig ist, ohne mich für jeden Mist
verbiegen zu müssen. Ich schreibe nur noch Artikel, wenn ich Lust habe.
Mein Fokus liegt auf meinen eigenen Projekten und Produkten, die ich jahrelang
leider vernachlässigt habe.
Noch mehr verletzt es mich, dass einige sich darüber aufregen, wenn ich mein
Wissen jetzt gegen Bezahlung anbiete. Als ob Wissen nichts wert wäre. Aber ich
habe in all den Jahren ungefähr 8.000 Stunden umsonst gearbeitet, meine Zeit
ist auch kostbar, und ich muss lernen, diese Zeit zu schützen.
Ich möchte niemandem mehr gefallen, ich will und muss mir selbst gerecht werden.
Das war lange Zeit schwer für mich, denn ich wollte immer allen helfen. Doch ich
habe als Dank für meine Hilfe oft nur Haferflocken gegessen, während ich versuchte,
den Blog am Leben zu halten. Ich musste meinen Laptop, mein Fahrrad und meinen
Fernseher verkaufen. Am schlimmsten war es, als mir das Wasser und der Strom
abgeschaltet wurde und so etwas will ich nie wieder erleben müssen.
Ja, ich fühle mich oft einsam und unfair behandelt. Für mich ist es nicht unfair, meine
Arbeit endlich auch wertzuschätzen und dafür etwas zu verlangen. Denn wer würde
sein Herzblut von euch schon verschenken, wenn er dadurch nicht mehr für sich oder
seine Familie sorgen kann?
Ich hoffe von Herzen, dass es hier Menschen gibt, die meine Ehrlichkeit verstehen und
akzeptieren können. Danke, dass du meine Worte bis hierhin gelesen hast.